Sonntag, 30. Juni 2013

Eine Diskussion über "das Glückskind" unser Mai-Buch :)


Sophie: Okay, wie hast du dir den Chat vorgestellt?
Kim: Wollen wir vll erstmal über die Charaktere reden, in der Reihenfolge wie sie auftreten? Hans ->Baby -> Herr Wenzel -> die Tarsis -> der Arzt und dann die Eltern vom Baby?



Hans

Sophie: Klingt super! also zu Hans: er lebt alleine und verzweifelt in einer Umgebung, in der er den Kontakt zur Außenwelt meidet und er ist arbeitslos.
Kim: Er nennt sich ja das Gegenteil von Robinson Crusoe, einer der NICHT alleine auf einer Insel wohnt und alles alleine organisieren muss, sondern einer mitten in einer organisierten Zivilisation lebt und sich nicht organisieren kann.
Sophie: Er nennt sich untot, weil er nicht das Gefühl hat zu Leben, sondern unsichtbar zu sein und nur zu existieren.
Kim: Seine Familie hat er im Prozess des Untot-Werdens von sich gestoßen und verloren.
Ich hab ihn mir als so ne Art Messi auch vorgestellt... Hartz IV Empfänger + chaotische Wohnung + unansehnlicher stinkender Typ.
Sophie: Man sollte also wissen, dass er verloren ist und aufgegeben hat, sich selbst hasst und abstoßend findet, weil er sich selbst sucht und dass er sich dadurch die wichtigsten Dinge seines Lebens ruiniert hat.

 Das Baby

Kim: Naja...und so einer findet nun ein Baby in der Mülltonne.
Sophie: Und dann findet er das Baby...
Kim: Nicht gerade die besten Aussichten für das Baby!
Ich hätte nicht gedacht, dass er dann plötzlich einen Schutzinstinkt entwickelt. Es zeigt, dass er doch noch tief in ihm drin ein ganz normaler Mensch geblieben ist, der Empathie für ein "weggeworfenes" Kind empfinden kann.
Sophie: Obwohl man das nicht erwarten würde, nach Hans Gedanken am Anfang.
Er wirkt eher apathisch, man würde ihm keinerlei Gefühlsregung mehr zutrauen und trotzdem sind sie noch da. Dass er es einfach ganz normal findet, das Kind mitzunehmen und sich um es zu kümmern, anstatt es zur Polizei zu bringen, hat mich gewundert.
Kim: Ja mich auch! Aber es ist ja auch in einem Extremzustand...unterkühlt, hungernd, stinkend
die erste Reaktion es also erstmal aufzupeppeln fand ich rührend.
Sophie: Aber würdest du in der Situation auch so reagieren?
Kim: Ehrlich? Nein. Ich würde sofort die Polizei rufen.
Aber wer weiß... vll wäre es in der Zwischenzeit gestorben...es war ja grad mal, wieviel?, 3-4 Monate alt?
Sophie: Aber selbst, wenn ich es erst mit zu mir genommen und versorgt hätte, würde ich die Polizei anrufen. Hans erinnert übrigens total an die Hauptfigur aus 1984 von George Orwell, zumindest mich
allerdings ist die Ausgangssituation, von wegen nicht Leben sondern ertragen, dieselbe.
Würdest du sagen, dass sich Hans durch das Kind stark verändert? Oder ist das alles einfach tief in ihm drinnen?
Kim: Ich denke es ist eine Art Hilferuf gewesen, die er nicht übersehen konnte. Das Gefühl gebraucht zu werden, hat ihn denke ich mitverändert. Bei seiner Familie damals hat er sich ja auch irgendwie immer ausgeschlossen gefühlt.
Sophie: Stimmt! Jetzt kann er auch sich selbst noch einmal beweisen, dass er kein schlechter Mensch ist. Er will ja während der ganzen Zeit nie nur das Kind, sondern auch sich selbst retten.

Herr Wenzel

Kim: Ohja...ich war dann aber auch echt nervös als Herr Wenzel der Kiosk-Besitzer von nebenan, gemerkt hat, dass Hans unmöglich ein "Enkelkind" bei sich haben kann. Das Kind tat Hans doch so gut, es soll ihm nicht direkt entrissen werden... :D
Sophie: :D Herr Wenzel ist nicht die sympatischste Person im Buch.
Kim: Das stimmt, obwohl er ja eigl nichts Böses getan hat. Er unterstützt Hans doch auch finanziell :D
Sophie: ^^ Aber das macht alles realistischer, sonst wäre Hans wohl wirklich naiv, wenn er einfach jedem trauen würde.

Die Tarsies

Kim: Ohja! Ich war schon sehr verwundert, wie schnell es ging, dass 3-4 weitere in das Geheimnis des Babys eingeweiht wurden. Die Nachbar, die Tarsies, fand ich aber super :D
Sophie: Sonst wäre die Handlung nicht vorran gegangen, außerdem konnte man so mehr einsame Menschen präsentieren, obwohl die Tarsis nicht so einsam sind wie Herr Wenzel und Hans.
Kim: Sie waren das komplette Gegenteil. Die Tarsies hatten eine intakte Familie, sich selbst und waren fröhlich und offen für jeden.
Sophie: Im gegensatz zu Hans, der auf die Tochter der Tarsies gruselig wirkte. Sie sind auch so rücksichtsvoll und so unkomliziert und haben so viel Liebe zu vergeben.
Kim: Ich war echt froh, dass die beiden Charaktere so eine warme Aura hatten und das Buch damit etwas heiter wirken ließen.
Sophie: Allerdings! Hätte man nur Hans und Herrn Wenzel gehabt, hätten die zwei sich am Ende wahrscheinlich gegenseitig erschossenn. :D
Kim: :D Ohja!
Sophie: Aber warum Leben die Tarsies in diesem Viertel, wenn er doch gut verdient? Wollten sie einfach in mehr als 20 Jahren nie weg von dort?
Kim: Ich denke es ist die Gewohnheit, sie waren glücklich dort. Sie haben ihre eigene kleine Welt, sie brauchten nur sich :)
Wieso also was verändern?
Sophie: Romantisch :)

Doktor Saghedi

Kim: Was hällst du von Doktor Sadeghi, dem Freund von Herr Tarsie?
Sophie: Fand ihn total spannend, weil er so klug und so philosophisch ist.
Kim: Und die perfekten Worte für Hans und dessen Problematik gefunden hat.
Sophie: Er ist auch der erste, der darauf hinweist, dass Hans Idee möglicherweise utopisch ist.
Kim: Stimmt.
Sophie: Sein Treffen mit Hans ist ein bisschen, als würde er Gott treffen. ^^
Kim: Jaaaaa genau den gleichen Gedanken hatte ich auch!
Sophie: Und ist damit der größte Wendepunkt im Buch.
Kim: Er zeigt ja endlich auf was für Optionen Hans hat, und das Baby behalten bedeutet ja auch, dass Hans mit dem Dilemma leben muss, dem Kind irgendwann über die Mutter zu erzählen oder das Kind darüber anlügen und mit der Lüge leben zu müssen.
Sophie: Was natürlich nicht zu Hans Bild als Märtyrer passen würde, es wird im Zusammenhang mit Hans als Held auch oft aus der Bibel zitiert.Nur würde Hans lügen, wäre er wohl wieder der Versager vom Anfang.

Ende

Kim: Aber denkst du die Lösung von Hans am Ende war richtig?
Sophie: Erst dachte ich das nicht.
Sophie: Glaubst du, es wird einen zweiten Teil geben?
Kim: Ich denke nicht, die Geschichte ist an sich ja abgeschlossen (auch wenn mir das ende zu kurz war :D). Die Geschichte von Hans Veränderung wurde zu Ende erzählt.
Sophie: Stimmt! Aber es wird nicht jede Hoffnung verbaut, finde ich ^^
Im Epilog wird offen gelassen, ob es nicht in vier Jahren mit einem neuen Hans oder einer neuen Veronika weiter gehen könnte.Veronika wäre sicherlich auch interessant.
Kim: Ohja, ich möchte wissen was in einer Mutter vorgeht und wie verzweifelt man sein kann, um ein Kind in den Müll zu werfen.
Sophie: Nur kann der Autor sich da hinein versetzen? Wird das realistisch? Ich würde gerne wissen, was sie ihrer Tochter erzählt und wie sie beide das Tag für Tag ertragen können.
Kim: Es wird sicherlich schwierig, keine Frage... aber er hat ja auch die Geschichte von hans, dem das Leben egal war und nur noch schleppend vor sich hingelebt hat, sehr gut beschrieben
ich denke der Autor hat eine gute Arbeit geleistet, die Emotionen und Denkweisen der Charaktere überzeugend darzustellen.
Sophie: Auf jeden Fall! Man kann mit Hans mitfühlen, obwohl man nie so sein möchte wie er
im Nachhinein hat man natürlich viele fragen, aber die Art, wie das Buch geschrieben ist und vor allem die Charaktere machen es extrem interessant.
Kim: Sollen wir das dann hiermit beenden?^^
Sophie: Gute Idee. :D
Kim: Danke, dass du das mit mir gemacht hast. :D
Sophie: Gerne. :)
Wollen wir den Hundertjährigen noch lesen?
Kim: Gerne.
Sophie: Okay. :)
Dann bis dann? Du hörst von mir. :)
Kim: Bis dann. :)
Sophie: Bis dann. :)

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